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Schulautonomie als Basis für bessere Schülerleistungen Schulautonomie als Basis für eine Reform der inneren und äußeren Schulangelegenheiten

Positionspapier
Dr. rer. oec. Dieter DohmenProf. Dr. jur. Hans-Peter Füssel
Schulautonomie als Basis für eine  Reform der inneren und äußeren Schulangelegenheiten

Schulautonomie als Basis für eine Reform der inneren und äußeren Schulangelegenheiten

Positionspapier

Erscheinungsdatum:

Prozessqualität entscheidet über gute Lernbedingungen

Mehr als 80% der Schulleitungen wünschen sich laut Cornelsen Schulleitungsstudie 2023 mehr Autonomie: insbesondere in Bezug auf Personal- und Finanzangelegenheiten, aber auch bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Das FiBS-Policy-Paper Nr. 5 „Schulautonomie als Basis neuer Steuerung“ untersucht, wie diese Forderung nach größerer Schulautonomie umgesetzt werden kann und welche strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen es dazu braucht.

Jedes Kind lernt anders

Ausgangspunkt des Policy-Papers ist, dass jedes Kind und jede:r Jugendliche andere Voraussetzungen, andere familiäre und sonstige Rahmenbedingungen, Interessen und Motivationen hat. Aus diesen individuellen Unterschieden folgt unmittelbar, dass über gute Lernbedingungen und gute Lernprozesse nur in der direkten Interaktion zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen, im Klassenraum bzw. in der Einzelschule entschieden werden kann. „Prozessqualität ist der entscheidende Faktor guten und gelingenden Lernens“, stellt Dr. Dieter Dohmen fest. „Die Entscheidung über gute Prozessqualität kann und muss daher vor allem auf der Schulebene getroffen werden. Die Schulleitungen brauchen also mehr Eigenverantwortung.“

Schule und Schulleitungen legen andere Entscheidungskriterien zugrunde

Pädagogische Kriterien sollten das pädagogische Handeln in Schulen definieren, während die Schulverwaltung zwangsläufig nach administrativen und rechtlichen, Schulpolitik nach politischen Gesichtspunkten entscheidet. Wenn aber die letzten beiden Ebenen die zentrale Entscheidungsbefugnis haben, und Schule als nachgeordnete Behörde betrachten, führt dies selten zu den pädagogisch sinnvollen Entscheidungen. „Um diesen Knoten aufzulösen, sollten die Länder Schulfreiheitsgesetze erlassen und den Schulen und Schulleitungen größtmöglichen Entscheidungsspielraum übertragen,“ sagt Dohmen. „Das schließt nicht aus, dass es bestimmte Rahmenvorgaben gibt. Manche Vorgaben sind sogar zwingend geboten.“

Innere und äußere Schulangelegenheiten neu ordnen

Zu den Kernaufgaben von Land und Kommune gehören die Lernstandards, die in der Schule zu erreichen sind, durch das Land, die Gestaltung der lokalen Schullandschaft durch die Kommune und die Entscheidung über die Schulbudgets durch Land und Kommune. „Über die Verwendung dieser Mittel sollten Schulen eigenständiger und weitestgehend frei, und vor allem nach pädagogischen Gesichtspunkten entscheiden können,“ schlägt der Bildungsökonom vor. „Das technische Stichwort lautet hier: Gegenseitige Deckungsfähigkeit. Das heißt, dass es keine Zweckbindung der Mittel gibt, sondern Personalmittel für Sachausstattung, etwa Laptops und digitale Lehr-Lern-Materialien, ausgegeben werden können.“

Schulleitungen praxisorientiert vorbereiten und unterstützen

Die vorgeschlagene Schulautonomie überträgt viele Kompetenzen auf die Schulleitungen, die sie bisher nicht benötigt haben. Diese müssen in einer praxisorientierten und berufsnahen Ausbildung auf die hohen Anforderungen vorbereitet und kontinuierlich und wohlwollend von der Schulaufsicht unterstützt werden. Eine Aufgabe der Schulaufsicht könnte darin bestehen, lokale Schulleitungsnetzwerk zu initiieren oder Schulleitungen zu beraten, wie sie etwas umsetzen können. Auch braucht es auf Schulleitungsebene mehr Personal, z.B. in Form einer administrativen Geschäftsführung.

Individualisierung statt Standardisierung

„Statt der vorherrschenden Standardisierung und Vereinheitlichung von Vorgaben braucht es mehr Schulautonomie und Individualisierung des Lernprozesses“, sagt Dr. Dieter Dohmen, FiBS- Direktor und Autor des Policy-Papers. „Wenn ein Viertel der Schüler:innen schlecht in Deutsch ist, dann ist es nicht zielführend, wenn alle eine Stunde mehr Leseunterricht haben. Das ist aber meist die Praxis.“

 

Download des FiBS Policy-Papers Nr. 5 hier