Inflation der Abiturnoten – Mythos oder Realität?

Hier geht's zum vollständigen Policy Paper

Dieses Thema sorgt immer wieder für Diskussionen und Unsicherheit. Wird unser Bildungssystem wirklich von einer Flut an sehr guten Noten überschwemmt, die Leistungen entwertet?

Unser aktuelles FiBS-Policy paper Nr. 7 von Dr. Dieter Dohmen beleuchtet diese komplexe Frage mit einer fundierten Langzeitanalyse von Daten der Kultusministerkonferenz! Diese Daten erlauben die detaillierte und differenzierte Betrachtung der Entwicklung der Abiturnoten in den Bundesländern seit dem Jahr 2006. Dadurch sind wir zu spannenden Erkenntnissen gekommen.

Problem & Analyse: Es gab in den letzten Jahren knapp 20 Jahren einen Anstieg bei den Einser-Abiturient:innen, wobei auch die Erleichterungen während der Corona-Pandemie zu sprunghaften Anstiegen in 2021 oder 2022 führten. Zudem fällt auf, dass Bundesländer, wie Thüringen kontinuierlich einen überproportional hohen Anteil an sehr guten Noten aufweisen, während andere wie Schleswig-Holstein oder Niedersachsen durchgängig deutlich niedrigere Werte haben. Das gilt sowohl für den Anteil an Abiturienten mit Noten von 1,0 bis 1,4 als auch mit Noten von besser als 2,5. So haben in Thüringen bis zu zwei Drittel oder gar fast drei Viertel der Abiturienten Noten, die besser als 2,5 sind, während es in Schleswig-Holstein und Niedersachen meist weniger als die Hälfte sind. Das wirft die Frage auf, welche Auswirkungen das auf die Chancen auf einen Studienplatz hat.

FiBS-Insight & Lösungsorientierung: Die Daten zeigen aber auch, dass dieser Trend in den letzten zwei Jahren in fast allen Ländern wieder rückläufig ist! Die Notenverteilung nähert sich vielerorts wieder dem Niveau vor der Pandemie an. Der "Mythos der Noteninflation" muss also differenziert betrachtet werden: Es handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, nicht um einen einfachen, kontinuierlichen Anstieg. Es gibt keine pauschale Noteninflation, sondern vielmehr dynamische Entwicklungen und regionale Besonderheiten, die wir verstehen müssen, um faire Bildungschancen zu gestalten.